Bio-Wein und ökologische Weinproduktion
Bio-Wein – was bedeutet das eigentlich? Wir verbinden „Bio“ mit Umweltfreundlichkeit, Nachhaltigkeit, Jutebeuteln und Birkenstocks. Dabei ist „bio“ heutzutage nicht mehr nur für friedliebende Naturkost-Hippies und Ökotanten reserviert, sondern findet auch beim Rest der Bevölkerung immer mehr Anklang. Die Sensibilisierung für Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Klimawandel rückt immer mehr in den Vordergrund. Viele Unternehmen setzen beispielsweise auf transparente Lieferketten und kurze Transportwege, um die CO2-Emissionenen zu reduzieren. Andere sparen Papier ein und stellen Ihren Kunden den digitalen Kassenbon zur Verfügung und einige Weinhändler bieten zusätzlich Bio-Wein an.
Wann ist Wein eigentlich Bio-Wein?
95% der Trauben müssen aus ökologischer Landwirtschaft kommen und viele Zusatzstoffe sind bei Bio-Wein untersagt, beispielweise muss er weniger Schwefel (Schwefeldioxid) enthalten als herkömmlicher Wein. Dieses kann dazu führen, dass gewisse Mainstream-Geschmacksrichtungen schwerer zu erreichen sind. So mancher sieht das positiv und findet, dass Bio-Wein eben individueller schmeckt. Dazu muss man sich aber klarmachen, dass vor allem kommerziell erfolgreiche, konventionelle Weine, die in großen Mengen produziert werden, mit önologischen Verfahren aufgehübscht werden müssen, denn die Kunden erwarten eine gleichbleibende Qualität und einen ähnlichen Geschmack, obwohl das bei einem Naturprodukt natürlich schwer zu gewährleisten ist.
Wichtiger aber ist, dass der Anbau und die ökologische Produktion von Bio-Wein die Umwelt weniger belastet. Man verzichtet weitgehend auf synthetische, erlaubt aber ausgesuchte organische und mineralische Dünger, etwa Pflanzenkompost oder Gesteinsmehle. Das Ökosystem Weinberg soll erhalten bleiben.
Bio-Wein setzt auf robuste Rebsorten und geeignete Nützlinge, um Schädlinge abzuwehren und die Bodenqualität zu verbessern. Pestizide und Gentechnik sind tabu – anders als im konventionellen Weinbau.
„Pure Natur“ ist Bio-Wein dennoch nicht. Geschmacksverändernde Zusatzstoffe wie Tannine, Eichenholzchips und Gummi arabicum, Hefen und Enzyme, Hilfsmittel zur Verarbeitung und Auf- oder Ab-Säuerung sind auch bei Bio erlaubt. Einzelne Winzer lehnen aber auch das zum Teil ab, es lohnt sich daher, sich die Weingüter im Web näher anzuschauen und auf entsprechende Hinweise zu achten.
EU-Bio-Logo
Ja und dann ist da noch die Sache mit dem EU-Bio-Logo! Vorverpackte Bio-Lebensmittel, aus der EU, welche die strengen Normen der EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau erfüllen, müssen seit dem 1. Juli 2010 verpflichtend mit dem EU-Bio-Logo gekennzeichnet werden. Wie bei Bio-Lebensmitteln unterscheiden sich bei der Weinherstellung die Anforderungen für das EU-Bio-Siegel (Mindestanforderungen laut EU-Verordnung Nr. 834/2007 fest (BMEL, EU) von denen der Bio-Anbauverbände, deren Vorgaben meist in Details darüber hinausgehen. Bioland, Demeter und Naturland sind bestimmt schon von anderen Lebensmitteln bekannt, bei Bio-Wein sind auch Ecovin und Bio Austria nennenswerte Bio-Siegel.
Für Wein, der vor dem 1. August 2012 hergestellt wurde, ist die Übereinstimmung des Herstellungsverfahrens mit den
neuen Vorschriften vom Hersteller durch entsprechende Unterlagen nachzuweisen.
Wenn Sie Bio-Wein verkaufen möchten, müssen Sie folgendes beachten
Jeder Weinhändler in Deutschland, der Bio-Weine über das Internet vertreibt, benötigt eine Biozertifizierung.
Gemäß Art. 28 Abs. 1 der EU-Öko-Verordnung (offiziell: EG-Öko-Basisverordnung Nr. 834/2007) ist jeder Unternehmer, der Erzeugnisse aus ökologischer bzw. biologischer Produktion herstellt, aufbereitet, lagert, aus einem Nicht-EU-Land einführt oder in Verkehr bringt, “verpflichtet, vor dem Inverkehrbringen […] seine Tätigkeit den zuständigen Behörden des Mitgliedstaats, in dem diese Tätigkeit ausgeübt wird, zu melden” und an einem Öko-Kontrollsystem teilzunehmen, d.h. sein Unternehmen biozertifizieren zu lassen.
Die Rechtslage ist eindeutig: Nach Artikel 28 Abs. 1 der Verordnung (EG) Nr. 834/2007 über die ökologische Produktion und Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen ist jeder Unternehmer, der Bioprodukte erzeugt, aufbereitet, lagert, aus einem Drittland einführt oder in Verkehr bringt, verpflichtet, seine Tätigkeit den zuständigen Behörden anzuzeigen und sich von einer Öko-Kontrollstelle zertifizieren zu lassen. Das schlägt meist mit Gebühren im drei- bis vierstelligen Bereich zu Buche. Hier finden Sie eine Liste zugelassener Zertifizierungsunternehmen auf der Informationsseite von Ökolandbau.de.
Die Weinbranche gehört zu den dynamischsten und sich am schnellsten entwickelnden Bereichen des europäischen Landwirtschafts- und Lebensmittelsektors. Daher ist es wichtig, dass sich der Bioweinsektor und der Rechtsrahmen, der ihn reguliert, gemeinsam weiter entwickeln.
Das Weinblatt in Dortmund bietet Bio-Weine und vegane Bio-Weine an
Wir haben nachgefragt und Herr Barthel, Inhaber vom Weinblatt in Dortmund hat uns über seine Erfahrungen mit dem Verkauf von Bio-Weinen berichtet oder wie er es ausdrückt: „über den „Bio-Geschmäckle“!“ Ruft man die Website vom Weinblatt auf, sieht man oben rechts direkt die Hinweise:
- internationale Bioweine und vegane Weine
- zertifiziert durch DE-ÖKO-005
„Für Weinhändler, die Bio-Weine über den Webshop verkaufen, sind diese Angaben verpflichtend! Jedes Jahr wird die Biozertifizierung geprüft und jedes Mal entstehen Kosten im 3-stelligen Bereich. In Rechnung gestellt werden das Ausstellen des Zertifikats plus An- und Abfahrt und Dauer des Besuchs. Alle Lieferanten / Wiederverkäufer müssen ebenfalls zertifiziert sein und auch auf den Rechnungen und in unserem Webshop muss das Zertifikat ausgewiesen sein. Das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn wir sprechen hier von einer Straftat und nicht bloß von einer Ordnungswidrigkeit! […]
Letztendlich muss jeder Weinhändler, der Bio-Weine in sein Sortiment aufnehmen möchte, rechnen! Der wirtschaftliche Aspekt ist von hoher Relevanz. Wir haben großen Erfolg mit unseren Bio-Weinen und haben unsere Kunden Schritt-für-Schritt herangeführt. Unsere Bio-Weine sind beispielsweise mit grünen Etiketten gekennzeichnet und heben sich so optisch von den anderen Weinen ab. Über das Preisschild informieren wir unsere Kunden auch darüber, ob ein Wein „vegan“ ist. Wir liefern Bestellungen mit dem E-Mobil aus! Unser Bio-Image haben wir langsam aufgebaut und freuen uns darüber, dass unsere Kunden immer mehr Bio-Wein probieren und kaufen.“
Und was ist mit „veganen“ Weinen?
Manche Verbraucher sind der Meinung, es sei mit dem Prinzip der Nachhaltigkeit grundsätzlich unvereinbar, tierische Erzeugnisse in der menschlichen Nahrungskette zu nutzen. Da das öffentliche Interesse am Thema Nachhaltigkeit stetig wächst, floriert auch der Markt für vegane Produkte. Zur Herstellung von veganen Erzeugnissen dürfen keine tierischen Nebenprodukte verwendet werden, weder als Inhaltsstoffe noch als Verarbeitungshilfsstoffe.
Tatsächlich sind die meisten Weine nicht vegan. Zu den gängigsten tierischen Zusatz- oder Verarbeitungshilfsstoffen für Wein gehören Albumin, tierische Gelatine, Hausenblase und Knochenmehl. Die Winzer bewegen sich aber auf den veganen Markt zu und liefern inzwischen auch vegane Weine.
In Italien hat die Assoziazione Vegetaria Italiana mit der jüngst anerkannten Marke „Qualità Vegetariana®” eine offizielle nationale Zertifizierung für vegetarische und vegane Produkte durch eine unabhängige Kontrollstelle eingerichtet – ein wichtiger Fortschritt für alle, die „vegan trinken“ wollen.
Fazit Bio-Wein
Die Idee des umweltbewussten Herstellens von Wein und anderen Lebensmitteln, ist wie wir finden, eine richtig gute Sache. Es ist natürlich immer eine Herausforderung, außergewöhnliche (Bio)Produkte anzubieten. Doch der Trend zu Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein ist definitiv da und wächst.
In unserem Online Magazin weinhandel.digital berichten wir wöchentlich über Neuigkeiten rund um die Welt des Weines und unser Fokus liegt darauf, Sie beim erfolgreichen Handeln zu unterstützen. Der Weinhandel verändert sich und die Herausforderungen steigen. Die Zukunft ist jetzt und die Zukunft ist digital! Wir entwickeln neue und zeitgemäße E-Commerce-Lösungen für Weinhändler und selbstvermarktende Winzer. Haben Sie schon unseren Top-Beitrag über erfolgreiches E-Mail Marketing gelesen? Sie erfahren hier, wie Sie mit Hilfe von Newslettern Ihre Kunden zielgerichtet ansprechen können und wie Sie Ihren Erfolg einfach und übersichtlich auswerten können.
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